Küchenschlacht – Kochen in schweren Zeiten

Eine theatrale Kochshow für Demokratie und gegen Menschenfeindlichkeit

I. Danksagung

An erster Stelle möchten wir uns bei all denjenigen bedanken, die jeden Tag aufstehen gegen Rechts und sich für eine demokratische Zivilgesellschaft stark machen. Die aufklären und informieren, Jugendliche und Erwachsene für Antisemitismus, Rassismus und andere Formen der Menschenfeindlichkeit sensibilisieren. Betroffene antisemitischer, rassistischer und rechter Gewalt unterstützen. Und die allen Menschen die aktive Teilhabe an einer offenen, demokratischen Gesellschaft fordern, fördern und stärken. Danke.

II. Vorwort

Die angespannte Versorgungslage auf dem Gebiete der Ernährung zwingt uns, auch noch zehn Jahre nach Gründung einer rechtsextremen Partei, und darüber hinaus, das tägliche Essen mit den bescheidensten und oft unzulänglichsten Mitteln herzustellen. Denn seitdem viele demokratischen Parteien, Medien und Umfrageinstitute die Inhalte der sogenannten „Alternative für Deutschland“ übernehmen, sind nur noch deutsche Lebensmittel und Gerichte erwünscht. Keine Auberginen oder  Tomaten, kein Matcha Latte und auch keinen Orangensaft. Dafür Superfood aus deutschen Landen:

Leinsamen statt Chiasamen

Unsere Sendung »Küchenschlacht – Kochen in schweren Zeiten« will deswegen für das Jahr 2025 behilflich sein, die Nöte rund um das Kochen zu erleichtern. Grundlegende Rezepturen aus unseren vorjährigen Sendungen wie den 1940 erschienenen »Kochen im Krieg. Eine Sammlung einfachster und dennoch schmackhafter Gerichte für den Mittags- und Abendtisch« und 1946 »133 Kochrezepte« werden übernommen – sie reichen von Rezepten für Eintopfgerichte über Speisepläne für Gefolgschaftsküchen bis hin zu Informationen zu bislang wenig bekannten heimatlichen Zutaten – und, wo immer es möglich ist, den veränderten Zuteilungen angepasst.

Sauerkraut – deutsches Superfood

III. Zutaten und Rezepte

Eine düstere Zeit seelischer und leiblicher Not liegt über uns, die neben vielen anderen Werten auch unsere Kochkunst auf ihren wohl tiefsten Stand herunter-gewirtschaftet hat. Doch auch mit den einfachsten und günstigsten Esswaren, die uns allen zur Verfügung stehen, können gustiöse und appetitliche Speisen gezaubert werden. Denn wir lassen uns von den Kostverächtern am rechten Rand nicht vorschreiben, was und wie wir denken und leben, also auch essen wollen.

Und so führen uns die beiden Demokratie-Köch*innen Otone Sato und Murali Perumal bei »Küchenschlacht – Kochen in schweren Zeiten« einin die Welt der Genüsse ohne Ausgrenzung von Menschen und anderen Kulturen. Sie zeigen uns in einfachen Handgriffen, wie wir aus heimischen Zutaten frische, köstliche und für alle Menschen genießbare Gerichte kochen können.

Ob allein oder gemeinsam, wir alle können uns gegen Menschen- und Demokratiefeinde wehren.

In unserer neuesten Sendung werden die Beiden einen Pichelsteinereintopf kochen und zeigen, wie Pichelsteinereintopf auch in solchen Zeiten gemacht werden kann.

Pichelsteinereintopf

Rezept für 4 Personen

160 g Rindergulasch aus der Keule
160 g Schweinegulasch aus der Keule
80 g Kalbgulasch aus der Keule

200 g Zwiebeln (in Streifen)
260 g Karotten (in Scheiben)
130 g Sellerie (in Würfel)
260 g Lauch (in Streifen)
600 g Kartoffeln (in Würfel)
ca. 100 g gehackte Petersilie
2 Ltr. Fleischbrühe
Gewürze: Salz, Pfeffer, Paprika edelsüß

Die durchgestrichenen Zutaten dürfen leider nicht mehr benutzt werden.

IV. Erklärungen und Ergänzungen

»Küchenschlacht – Kochen in schweren Zeiten« ist ein empowerndes Theaterstück für Demokratie und gegen Antisemitismus, Rassismus und andere Formen der Menschenfeindlichkeit. Die beiden Performer*innen führen das Publikum durch ihr Live-Kochen mit Nahrungsmitteln, die es nur in Deutschland gibt und die nicht aus anderen Ländern stammen dürfen, vor Augen, was Nationalismus bedeutet. Mit den Mitteln der Satire und Überhöhung zeigt das Stück, wohin Fremdenfeindlichkeit und Rassismus führen.

Auf einer zweiten audiovisuellen Ebene schweben literarische Texte aus und über der Zeit des Dritten Reiches über der „Kochsendung“. Sie zeigen die historische Dimension des Nationalsozialismus in Deutschland und sind gleichzeitig aktueller denn je.

Denn die damaligen Stück sind Analogien zur heutigen Zeit – leider. Es wird der Nationalsozialismus im Alltag dargestellt und die Szenen verdeutlichen, wie die nationalsozialistische Diktatur
in alle Gesellschaftsschichten und Lebensbereiche der Menschen eindringt, dabei Angst und Misstrauen verbreitet.

So wie z.B. heute in Ostdeutschland schon fast ein Viertel der Befragten mit Migrationsbiografie darüber nachdenkt, Deutschland zu verlassen. Zehn Prozent haben sogar konkrete Pläne.

Gleichzeitig entwickelt sich durch das Kochen und das anschließend gemeinsame essen mit dem Publikum als dritte Ebene des Stücks ein Diskursraum, in dem über den zunehmenden Rechtsruck der Gesellschaft gesprochen wird, welche Möglichkeiten jeder und jede Einzelne hat – wir zusammen haben – dagegen aufzustehen und für eine freie Gesellschaft einzustehen.

Dazu laden wir für jede Aufführung Expert*innen von Einrichtungen und Institutionen ein, die gegen Diskriminierung, Rassismus, rechte Ideologien und andere Formen der Abwertung arbeiten. Als Teil der Inszenierung und empowerndes Element zeigen sie Wege auf, wie wir als Teil der Zivilgesellschaft rechten Tendenzen, entgegentreten können und wie eine solidarische Praxis entwickelt werden kann.

Es sollen Erfahrungen ausgetauscht werden. Was können wir voneinander lernen. Es geht um Wege des Aufstehens für eine gleichberechtigte und demokratische Gesellschaft. Es geht um gelebte Empathie.

Und schließlich:

Wie schaffen wir es, nichts anbrennen zu lassen?


Produktion:

Galerie Kullukcu & Gregorian

Performer*innen:

Otone Sato, Murali Perumal

Regie, Video, Musik:

Bülent Kullukcu & Karnik Gregorian

Premiere:

30. Januar 2025

Weitere Aufführungen:

31. Januar 2025, 7. Februar 2025, 8. Februar 2025, 9. Februar 2025

Ort:

Pathos Theater München